Haltestelle. Geister

Premiere 29.4.2008 20:00, Studiobühne FU, Ritterstrasse 12-14, 10969 Berlin (Kreuzberg); Karten: 030/364 20 70 9

Das fünfte Projekt der Gruppe enkidu-events, „Haltestelle. Geister“ von Helmut Krausser legt den Schwerpunkt auf die theatrale Ebene.

Das tableauartige Stück wird schnell und komisch inszeniert.
Menschen aller gesellschaftlichen Schichten prallen hier in absurden Begegnungen aufeinander; sie teilen einen kurzen oder längeren Moment, sie scheitern, lieben und immer wieder sterben sie auf erstaunliche Art und Weise.

Beatrice Murmann begreift Kraussers Stück als Zeitdiagnose der Zwischenmenschlichkeit.

Schnelle Distanzlosigkeit dominiert die Begegnungen der Figuren. Selbst intime Momente bleiben Selbstdarstellung, sind inszenierte Intimität.
Im Verlauf des Stücks brechen diese Fassaden immer wieder augenblickhaft auf und die Masken der Selbstinszenierung werden abgelegt. Einzelne Figuren lassen Verletzlichkeit zu und zeigen sich berührt, ihr Gegenüber aber bleibt gefangen in Selbstbespiegelung. Eine Möglichkeit auf Nähe ist vertan.
Zwei von ihnen finden diesseitiges Liebesglück. Langsam überwinden sie ihre Distanz und lösen ihre Masken für Momente gleichzeitig. Sie ertragen und wünschen beide vom anderen berührt zu werden und sie haben den Mut, dies –und damit auch sich selbst– zu zeigen. Die Geister haben ihre Masken für immer abgelegt und kommentieren die Lebenden.

Diese drei Ebenen spiegeln sich in der Inszenierung auch formal wieder und werden vom Bühnenbild aufgegriffen. Die Requisiten werden per Video-Projektion auf die Bühne und die Kostüme der Schauspieler geworfen.
Revue-esque Intermezzi lassen die Zuschauer in dieser Geisterbahn der Emotionen durchatmen.
Die Inszenierung ist Soap-Opera, Reality-TV, Science-Fiction und antike Komödie: Das Grosse und Hohe trifft auf das Banale und Niedere. Selbstmord-Fahrt noch eine der Tussen.